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15.03.2024




 

Foto: hejo@blancio.de

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf



Aachlauchschlössel  (weiches ö)
Die dreieckige lederne Werkzeugtasche am Fahrrad unserer Eltern enthielt, neben dem unerlässlichen Fleckzeuch (Pannen-Reparaturset: Flicken, Rauhblech, Gummilösung, Ventilgummi), generell zwei Werkzeuge: Den flachen Spezialschlüssel zum Nachstellen der Radlager, und den Aachlauchschlössel (Achtlochschlüssel) für die übrigen, am Drahtesel befindlichen Schraubenmuttern. Anstelle des Schlüsselmauls besaß der Aachlauch an den beiden Enden einen „Kopf“ in Gestalt eines massiven Hohlwürfels mit je vier eingestanzten Sechskantprofilen entsprechend der am Fahrrad vorhandenen Schraubenmuttern. Das handliche Universalwerkzeug war generell fürs Fahrrad bestimmt und beanspruchte in der schmalen Ledertasche nur wenig Platz. Der „Fahrrad-Achtloch“ wird wegen seiner Form auch „Knochenschlüssel“ genannt, es gibt ihn heute noch in moderner Ausführung. Einen massiveren Aachlauchschlössel mit schwenkbarem Gelenkkopf benutzen häufig die Gerüstbauer. Spitzfindige Zeitgenossen schrauben ein wenig an den Buchstaben herum und machen aus dem Achtlochschlüssel den etwas schäbigeren Aaschlauchschlössel.

Ääch jenn   
Ääch jenn heißt „Acht geben.“ In diesem speziellen Fall ist das Eifeler Platt dem Hochdeutschen eine Nasenlänge voraus: Es unterscheidet zwischen „Acht“ im Sinne von Aufmerksamkeit, und der Zahl „acht.“ Wenn wir Kinder die Kühe zur Weide trieben, tönte es mahnend hinter uns her: Jeff Ääch, dat dir et Veeh net en et Koor jerät (Gibt Acht, dass dir das Vieh nicht ins Korn gerät). Nachbars Stropp (Hundename) war wegen seiner Jeftichkejt (Bösartigkeit) gefürchtet und man warnte sich gegenseitig: Holl dech vüer dem en Ääch (Nimm dich vor dem in Acht). Vier und vier dagegen war keinesfalls „ääch,“ sondern aach. Allerdings waren auch Redewendungen wie Bos Moonech ääch Daach (Am Montag in acht Tagen) gebräuchlich. Heute sagt jedoch auch der Dörfer „Am Moondaach aach Daach.“ Ääch jenn kann schließlich auch im Sinn von „sich hüten“ angewandt werden: Jeff blos Ääch, datte mir net ens en de Fongere jeräts (Hüte dich, mir irgendwann in die Finger zu fallen).

Äälsterouch 
Früher ein gebräuchliches Wort für das Hühnerauge. Wie viele Eifeler Dialektwörter, so ist auch das merkwürdige Äälsterouch auf die holländische Sprache zurückzuführen: „Eksteroog“ sagt man in Nederland und das heißt wörtlich „Elsternauge,“ denn die holländische Ekster ist die deutsche Elster. Auch im Hochdeutschen waren früher die Begriffe „Elsternauge“ und „Krähenauge“ üblich, neben dem offiziellen „Hühnerauge.“ Das war vermutlich auf die Ähnlichkeit des Horngebildes mit einem Vogelauge zurückzuführen. Das Äälsterouch wird in den meisten Fällen auf unpassendes Schuhwerk zurückgeführt und war zur Zeit unserer Eltern geradezu „an der Tagesordnung.“ Für viele Leute war es sogar ein Wetterbarometer: Me Äälsterouch petsch, mir kreje Rään (Mein Hühnerauge zwickt, es kommt Regen). Wegen eines Hühnerauges bemühte man niemals den Dokter, das kurierte und beseitigte man selber mit diversen Hausmittelchen. Verbreitet war das nächtliche Auflegen einer mit Salz und Zitronensaft „bearbeiteten Öllichschiev (Zwiebelscheibe) zum Aufweichen der Hornsubstanz, oder auch das Einweichen mit Kernseife. Radikal war das Abschleifen der Druckstelle mit einem Bimsstein. Nach dem Einweichen schnippelte man mit scharfem Küchenmesser oder Rasierklinge am Äälsterouch herum und trug das dicke Horn lagenweise ab. Dabei geriet man manchmal en et Lewwe (ins Leben = ins Fleisch). Das blutete intensiv und schmerzte mehr als das eigentliche Hühnerauge.

aandohn 
Wörtlich übersetzt „antun,“ ein Mundartwort mit zweierlei Bedeutung. Do häste mir äwwer jät aanjedohn (Da hast du mir aber etwas auferlegt), beklagte sich Mättes (Matthias) angesichts des „Spülbergs“, dessen Bereinigung heute ausnahmsweise ihm übertragen war. Dohn dir dat net aan (Mute dir das nicht zu) war eine gut gemeinte Warnung vor einer allzu großen Anstrengung. Aandohn wurde auch häufig im Sinne von „anziehen, ankleiden“ benutzt. Da stritten Mutter und Töchterchen miteinander: Mam, ech dohn höck dat nöü Klejd aan (ich ziehe heute das neue Kleid an). Die Mutter: Enää, du dejß dä Rock van jester aan (nein, du zieht den Rock von gestern an). Bekannt ist die alte Weisheit Wem dä Schoh pass, dä dejt en sech aan (Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an). Sech aandohn bedeutet „sich anziehen, ankleiden.“ Stand endlich op on dohn dech aan ist eine Aufforderung an den Langschläfer, sich aus den Federn zu machen. Und nicht zuletzt kennt der Eifeler auch die ersten Worte, die Eva im Paradies zu Adam sagte: Ech han nix aanzedohn (Ich habe nichts anzuziehen).

aan dr Wooch  (hartes o)
Der frühere Begriff für einen Straßenbereich im Dörf (Kurzwort für Blankenheimerdorf). An der Einmündung der heutigen Straße „Trift“ in die ehemalige „Bahnhofstraße“ (heute „Vogelsang“) gab es damals eine kleine Fahrzeugwaage, die einen normalen Eifeler Ackerwagen aufzunehmen vermochte. Eigentümerin war die Raiffeisenkasse, die ihren Mitgliedsgemeinden auch landwirtschaftliche Geräte und Maschinen zur Verfügung stellte (siehe Kasseschopp). Am nahen Bahnhof wurden per Waggon Briketts und Kunstdünger angeliefert, die Waage diente den Landwirten zum Abwiegen der Fuhren. Den Schlüssel zum Wiegehäuschen verwahrte der alte Herr Josef Bouhs, der eine Beinprothese trug. Der nähere Bereich um den Standort der Waage hieß ortsüblich aan dr Wooch (an der Waage). Die Waage ist seit Jahrzehnten verschwunden und mit ihr der Ortsbegriff, der nur noch ganz wenigen Dorfsenioren in Erinnerung ist.

aanmaache
Wörtlich „anmachen“ im Sinne von „anzünden“, beispielsweise et Füer (Feuer), dr Oëwe (Ofen), de Pief (Pfeife), de Lüech (Petroleumlampe) aanmaache. Auch für „in Betrieb nehmen, in Gang setzen“ wurde aanmaache gebraucht: Et Liëch (Licht) aanmaache, und auf Vaters Geheiß musste ich den Kreissägemotor aanmaache (einschalten). Die Bedeutung von „anmachen“ im heutigen Sinne (erregen, ärgern, aufregen) kannte der Eifeler früher nicht. Maach dir ens aan war die Aufforderung, eine kurze Arbeitspause einzulegen. Nach einer gewissen Anzahl von Fuhre (Furchen beim Pflügen) hatte das Kuhgespann eine Pause verdient und Mattes (Matthias) rief zum Pflüger auf dem Nachbaracker hinüber: Komm Wellem, losse mir os ens jät aanmaache, und während die Tiere geruhsam zu idderije (wiederkäuen) begannen, wurde bei qualmender Pief ein Viertelstündchen jeplänt (ein Schwätzchen gehalten). Bei all ihrer schweren Arbeit fanden damals die Leute immer noch Zeit für einen Plausch mit dem Nachbarn. Den „Stress“ kannten sie nicht einmal dem Namen nach, man war allenfalls einmal ärch verlade (sehr beschäftigt).

aan osem Huus
An unserem Haus, - eine Redewendung mit der Bedeutung „bei uns.“ Interessanterweise heißt es hierbei nicht „in“ unserem Haus. „Aan“ (an) wurde und wird unter anderem bei der Bezeichnung ortsüblicher Hausnamen angewendet: Aan Scholtesse, aan Hupperes. Wird dagegen der Familienname der Bewohner bevorzugt, heißt es bie (bei): Bie Schmitze, bie Hoffmanns. Der Ausdruck aan osem Huus lokalisiert präzise den Ort, um den es sich im akuten Gespräch handelt, wogegen mit bie os (bei uns) verallgemeinernd auch ein ganzes Dorf, eine Region oder ein Land gemeint sein kann. Aan osem Huus bezeichnet auch eine Situation oder eine Gepflogenheit ganz speziell im eigenen Haus, im positiven wie im negativen Sinn. Da bestimmte beispielsweise der Hausherr: Aan osem Huus wiëd jejeiße, wat op dr Desch kött (Hier bei uns wird gegessen, was auf den Tisch kommt). Und vor 70 Jahren gab es aan osem Huus en Schlemmeschhoff noch kejn Wasserleitung.

aanschiere
Das Eifeler Wort für „anschirren, anspannen,“ das Gegenwort war üßschiere (ausschirren). In erster Linie bedeutete aanschiere das Anlegen des Zuggeschirrs, beim Kuhgespann beispielsweise Stirnjoch und Zaum, die hinter den Tieren an der Stallwand hingen. Wo aanjeschiert wurde, musste zwangsläufig auch aanjespannt werden, was gewöhnlich in einem Arbeitsgang erfolgte und somit unter den Oberbegriff aanschiere fiel. Im übertragenen Sinne war das Aanschiere eine Art „Ankleiden,“ man bediente sich des Ausdrucks also auch im Zusammenhang mit der menschlichen Kleidung: Dat Jret hät sech äwwer noch ens aanjeschiert wie en Jeck (Gretchen hat sich wieder mal verrückt gekleidet) kommentierten die neidischen Freundinnen das neue Kleid der Nachbarin. Und  Jung Jüppche, wat hät de Mam dech höck fein aanjeschiert (was hat die Mutter dich heute fein angezogen) hänselten die Schulkameraden ob des neuen Anzugs.

aanschnegge (weiches e)
Das Wort bedeutet „anschneiden“  und beschreibt mehr oder weniger die „Inbetriebnahme“ eines Verbrauchsgegenstandes durch Abschneiden eines ersten Teilstücks. Wenn beispielsweise daheim ein frisches Brot aanjeschnedde wurde, standen wir Pänz „auf dem Sprung,“ jeder wollte die Kosch haben. Die meistens schön braun gebackene Krustenkuppe war, dick mit guter Butter bestrichen, ein begehrter Leckerbissen. Sie ist es auch heute noch, allerdings legt da gelegentlich die eine oder andere Zahnprothese ein Veto ein. Bevor sie unser Brot anschnitten, ritzten die Eltern mit der Spitze des breiten Messers ein Kreuzzeichen in die Kruste, - ein heute belächelter uralter Eifeler Brauch. In Blankenheimerdorf machte Bäckermeister Bernhard Widdau (Rüüsche Bäcker) nach dem Beschicken des Backofens über der offenen Tür das Kreuzzeichen und sprach halblaut: Nu backt en Joddes Name (Nun backt in Gottes Namen). Unsere Eltern waren sich der Wertigkeit des Brotes sehr wohl bewusst.

aanschrieve
Dem Wort „anschreiben“ haftet ein gewisser negativer „Beigeschmack“ an, obwohl ein solcher durchaus nicht in jedem Fall berechtigt ist. Zu allen Zeiten wurde aanjeschrevve (angeschrieben), zu unserer Kinderzeit war es sogar allgemein die Regel. Damals hatten die Leute beim Dorfkrämer ein „Stundungskonto,“ das meistens am Monatsende beglichen wurde. Sehr oft wurden die Kinder losgeschickt, um im Laden schnell eine Kleinigkeit zu besorgen. Das geschah „bargeldlos,“ der Geldbetrag wurde im Stundungskalender angeschrieben. Das setzte naturgemäß ein gewisses gegenseitiges Vertrauen voraus, im Dorf aber, wo Jeder Jeden kannte, war das kein Problem. Mit dem Aufkommen der Supermärkte schwanden die Tante-Emma-Läden und mit ihnen auch das Aanschrieve. Eine besondere Form von Aanschrieve gibt es heute noch in manchen Gaststätten: Ene Deckel maache (einen Deckel machen). Dabei wird der Bierdeckel des Gastes beim Wirt zwecks späterer Bezahlung aufbewahrt. Das ist ein Entgegenkommen dem Stammgast gegenüber, das sich unterdessen in Grenzen halten muss. Schluss, ab höck schrieven ech nix mieh aan, beschwerte sich ein Eifeler Wirt bei seinem säumigen Deckelkunden. Der aber konterte: Du Jeck, wie wellste dat dann alles em Kopp behaale!

aanstriche
Wer heutzutage einen Anstreicher braucht, muss im Branchenbuch unter „Malerbetriebe“ suchen, Anstreichen ist gleichbedeutend mit Malen. Unsere Eltern machten da einen Unterschied: Der Aanstricher kälkte den Hausgiebel, pinselte im Haus Wände und Decken neu und tapezierte die Stovv (Stube, Wohnzimmer). Der Mööler (Maler) dagegen machte Feinarbeit, malte kunstvolle Bilder oder restaurierte Wandgemälde. Der Mööler von damals ist der „Künstler“ von heute. Aanjestroche (angestrichen) wurde früher in der Regel vor einem Fest, zu Ostern etwa oder zur Kirmes. Die Berufsbezeichnung ersetzte oft den eigentlichen Namen. Der alte Dörfer Schmied wurde beispielsweise nur et Schmeddche (das Schmiedchen, - der Mann war von kleiner Gestalt) genannt, er hieß Josef Friederichs. Mitte der 1960er Jahre nannten die Nettersheimer ihren Bürgermeister dr Aanstricher, er hieß Karl Lambertz und war Anstreicher von Beruf. Sein Sohn Ulrich ist heute unser Nachbar auf dem Kippelberg.

Aanwerk
Die Übersetzung ist „Anwerk“ oder auch „Anarbeit.“ Aanwerk bedeutete im Eifeler Alltag den Arbeitsbeginn allgemein oder auch den Ansatzpunkt für einen bestimmten Arbeitsvorgang. Da legte beispielsweise der Bauunternehmer den Beginn einer Ausschachtungen fest: Aanwerk os Moondaach em sebben Uhr (Arbeitsbeginn Montag sieben Uhr), und wenn dann die Ausschachtung fertig war, stellte er zufrieden fest: Et Aanwerk os do, nämlich die Voraussetzung für den Hausbau. Der Mauerdurchbruch ging nicht voran, Nieres schwitzte und knurrte verbissen: Waat du Bies, loß mech iësch ens e Aanwerk han (Warte du Biest, lass mich erst mal einen Anfang haben). Es gab auch den Ausdruck Aanwooch (Anwaage), etwa wenn ein Gegenstand üß dr Wooch (aus der Waage = aus dem Gleichgewicht) gebracht werden und kippen sollte. Wenn beispielsweise bei der Waldarbeit der Fällheber oder Keil en richtich Aanwooch hatte, fiel auch der Baum in die gewünschte Richtung.

Aasch
Wenn von Eifeler Mundart die Rede ist, darf dieser Begriff nicht fehlen. Er mag hier und da ein wenig unfein anmuten, ist unterdessen aber weder unfein noch anstößig, ist vielmehr nichts weiter als unser Alltagswort für das hochdeutsche „Hinterteil.“ Anstößig wird Aasch erst als Bestandteil mancher derber Redewendungen, die oft beleidigende oder zumindest verachtende Bedeutung haben, - das „Götz-Zitat“ ist wohl die bekannteste Formulierung. „L.m.a.A.“ oder laut Götz von Berlichingen „L.m.i.A.“ ist Ausdruck und Begleitwort zahlloser Gemütsbewegungen, Freude, Furcht, Überraschung, Zorn, Staunen, Ärger, Entsetzen,  – um nur einige zu nennen. Das Zitat wird derart häufig angewandt, dass es uns gar nicht mehr bewusst wird. Eine Verfeinerung ist leck mech em Jade (im Garten) oder leck mech en de Bredder (in den Brettern), eine Bekräftigung ist leck mech mot Jewalt am Aasch (mit Gewalt), eine nicht zu definierende Formulierung ist leck mech am Jewitterpinsel oder auch am Dill. Wir kennen auch eine Vielzahl markanter Schlagwörter, Aasch mot Uhre (A. mit Ohren) beispielsweise als Beleidigung, Aaschkrampe (A.-haken) als starkes Schimpfwort, Aaschkrücher („Schleimscheißer“). Wer in Konkurs gerät oder todmüde von der Arbeit kommt, ist am Aasch, wer sich über seine eigene Dummheit ärgert, der möchte sich vor Wut en dr Aasch bieße (beißen), und eine einsam gelegene Ortschaft befindet sich am Aasch der Welt. Die Reihe ließe sich unendlich fortsetzen. Unser Kinderwort fürs Hinterteil war Pöpes, Föttche oder ganz einfach Döppe, eine hintergründige Bezeichnung ist Köttelkammer, der Seemans-Aasch ist der Achtersteven.

Abtrett (weiches e)
Hochdeutsch „Abtritt,“ ein etwas „anrüchiges,“ keineswegs aber „unanständiges“ Wort und heute noch ein im modernen Lexikon enthaltener Begriff für eine einfache Toilette. Als es noch keine Entsorgung gab, war Abtrett die landläufige Bezeichnung für das bekannte „Herzhäuschen,“ das meistens separat in Hausnähe stand. Eine häufig gebrauchte Wortabkürzung war A.B. („Abee“). Die heute vorgeschriebene Baustellentoilette kann man getrost als Abtritt bezeichnen. Im Eifeldorf hatte Jannespitter die Angewohnheit, zu später Dämmerstunde noch das Bretterhäuschen im Garten hinter seinem Anwesen aufzusuchen. Manchmal schlief er bei diesem Geschäft ein und ruhte ein halbes Stündchen auf seinem Sitz. Das blieb auf die Dauer den Dorfburschen nicht verborgen. Einmal wurde Jannespitter wach und stellte erschrocken fest: Dunnerkiel, et os ad düüster (Donnerwetter, es ist schon finster). Er wollte hinaus, aber das ging nicht, die Tür ließ sich nicht öffnen. Die Nachbarschaft wurde auf das Rumoren im Abtrett aufmerksam, man schaute nach und da stellte sich heraus: Das Häuschen war drei- oder viermal mit einer starken Ploochleng (Pflugleine) umwickelt und die war zu allem Überfluss auch noch Eigentum des Eingeschlossenen. Es heißt, Jannespitter sei nie mehr in seinem Abtrett eingeschlafen.

Äez
Die mundartliche Äez ist die Erbse, mehrere Erbsen sind Äeze. Erbsen sind ein sehr leckeres Nahrungsmittel, - was wären viele unserer geselligen Veranstaltungen ohne die obligatorische „deftige“ Erbsensuppe! Bei uns daheim wurden alljährlich ein paar Reihen Äeze im Garten angebaut, für den Hausgebrauch. Äezezupp war bei uns allen beliebt, auch wenn ihr Fleischgehalt nicht so besonders hoch war: Jährlich wurde bei uns ein Schwein geschlachtet und das musste für acht Personen reichen. In unsere Äezezupp kam aber in jedem Fall die, gut gekochte und in der Wuëschmaschin (Fleischwolf) grob zerkleinerte Söüsschwaat (Schweineschwarte), und das gab der Zupp eine ganz besondere Geschmacksnote. Die noch grünen jungen Erbsen verführten uns Pänz zum „Naschen,“ sie waren saftig und schmeckten ein wenig süß, man konnte durchaus die ganze Schote verzehren, direkt vom Strauch in den Mund. Wurde man allerdings erwischt, erhielten die süßen Äeze einen bitteren Beigeschmack und beim Pastor mussten wir beichten: Ich habe genascht.

Äezerieser 
Erbsenreiser, -  früher gab es keinen Eifeler Hausgarten, in dem nicht in langen Doppelreihen Äezerieser zu sehen waren: Rank- und Kletterhilfen für die ausgesäten Erbsen. Das Reisig war natürlicher und kostenloser Ersatz für die sonst üblichen speziellen Erbsengitter. Als Äezerieser bestens geeignet war Buchengeäst. Vor dem Abtransport der Brennholzklafter aus dem Wald, hackten sich die Käufer aus den liegenden Baumkronen die benötigte Anzahl Äezerieser zurecht: Etwa anderthalb Meter lange, möglichst dicht gewachsene Astspitzen. Da die Bäume im Winter gefällt wurden, waren die Zweige unbelaubt, was vorteilhaft für den Garteneinsatz war. Daheim wurden die Reiser mit der Hääp (Beil) angespitzt und entlang der Erbsenreihen in die Erde gesteckt. Nach der Erbsenernte war das dünne Geäst dürr und trocken geworden und wurde zusammen mit dem Äezestrüh (Erbsenstroh) verbrannt.

Äezezupp
Bei allen Freiluft-Veranstaltungen öffentlicher Art, ganz egal welchen Inhalts und Umfangs, ist sie ein unentbehrliches Attribut: Die Erbsensuppe, im Eifeler und darüber hinaus im gesamten rheinischen Dialekt eben die Äezezupp. Wo viele Menschen „nach getaner Arbeit“ einer Stärkung bedürfen, da gibt und gab es schon immer den berühmten „deftigen“ Eintopf aus den unscheinbaren Hülsenfrüchten. Noch sehr gut ist mir der Kriegswinter 1944 in Erinnerung, als bei uns daheim im Schuppen eine Feldküche der Wehrmacht etabliert war. Als Neunjähriger schleppte ich dem langen und dünnen Wehrmachtskoch das Aanstauchholz (Kleinholz zum Anheizen) in Gestalt dürrer Äste aus der nahen Hardt herbei, dafür bekam ich nach der Essenausgabe den Bodenrest aus seinem riesigen Feldküchenpott. Mit guter Absicht hieß er mich warten, bis die Soldaten abgespeist waren: Am Boden waren immer eine Menge Fleischstücke, die Soldatezupp war für uns ein besonderer Happen, soviel Fleisch gab es in unserer eigenen Äezezupp nie. Art und Umfang der Suppenwürze und der diversen Fleischeinlagen sind nahezu unbegrenzt und das spezielle Geheimnis des jeweiligen Kochs. So ist beispielsweise noch heute bei uns ein Rezept unser Jött im Gebrauch: Speckschwarten vom Schwein werden kräftig gekocht und kommen später als Zugabe in die  Äezezupp. Das ergibt eine ganz besondere Geschmacksnote. Früher daheim, als das Schlachtschwein noch „gesengt“ wurde, blieben nicht selten hier und da ein paar Borsten stehen. Das war kein Problem: Sie wurden einfach aus der weich gekochten Schwarte herausgezupft.

afklabastere
Den Begriff gibt es auch im Hochdeutschen, klabastern bedeutet dort so viel wie „sich mühsam und umständlich fortbewegen, hart und schwerfällig auftreten.“ Wenn wir Kinder früher in den Wald zogen um Beeren zu sammeln, fassten wir nach der Rückkehr daheim zusammen: Mir sin durch de janz Hardt klabastert (Wir sind durch die ganze Hardt klabastert). Eher noch hieß es bei solcher Gelegenheit: Mir han de janz Hardt afklabastert, und dadurch gaben wir zu verstehen, dass wir die ganze Hardt abgeklappert, abgegrast hatten. So ähnlich beschreiben auch die Klinkenputzer ihre Tätigkeit, beispielsweise bei uns die Losverkäufer für die Tombola beim jährlichen Wiesenfest: Mir han sämtliche Huusdüere abklabastert, sie hatten also an sämtlichen Haustüren angeklopft. Mühsames Klettern im unwegsamen Gelände zählte ebenfalls zur Kategorie des Klabasterns, beispielsweise stöhnten die Holzfäller, die ihre Arbeit im Steilhang verrichten mussten: Wennde hie dr janz Daach eröm klabastert bos, spürste oovends deng Knauche net mieh, nach einem mühseligen „Klabastertag“ spürten sie also abends ihre Knochen nicht mehr. Bei der niederländischen militärischen Reiterei soll es angeblich den Befehl Klabastert op de Biester (Aufsitzen) gegeben haben. Diese Redewendung gab es früher auch bei uns. Wer bei unfreundlicher kalter Witterung aus dem Haus musste, der vermummte sich mehr oder weniger mit entsprechender Kleidung. Zurückgekehrt, mussten die Klamotten erst einmal abgelegt werden und der Träger meinte: Jetz moß ech mech  iësch ens afklabastere.

afpetsche (weiches e)
Afpetsche bedeutet „abkneifen, abzwicken,“ fälschlicherweise wird das Wort hier und da in „abpitschen“ verhochdeutscht. Zum Afpetsche ist in der Regel ein Werkzeug erforderlich, eine Zange, Schere oder Klemme. Allbekannt ist hier die Kneifzange, landläufig Petschzang genannt, mit der man Droht on Nääl afpetsche (Draht und Nägel abkneifen) kann. Auch die Finger dienten als Petschwerkzeug, beispielsweise beim Wuëschte (Wurstherstellung) nach der Hausschlachtung zum „Ablängen“ der Bratwürste. In den 1960er Jahren besuchte ich im Auftrag meiner Zeitung den Jugendzeltplatz Alendorf, wo sich gerade eine Gruppe aus Sötenich aufhielt. Im abseits gelegenen „Herzhäuschen“ hing eine riesenhafte eiserne Kneifzange an der Bretterwand und die Lausbuben erklärten mir: „Die ist zum Abpitschen, wenn es einmal zu hart ist.“ Vor dem Kirchgang verschwand Mattes noch rasch im Bretterhäuschen, Drinche wartete ungeduldig und rief schließlich: Petsch af, Mattes, mir komme ze spät.


afschödde (weiches ö)
Das Wort bedeutet „abschütten“ und das wiederum bringt wohl jeder von uns automatisch mit dem Begriff Jrompere afschödde oder regional auch Äepel afschödde (Kartoffeln abschütten) in Zusammenhang. Jrompere afschödde ist ein unbeliebter, aber unabdingbarer Vorgang beim Kartoffelkochen und erfordert eine gewisse Übung: Gelegentlich verbrüht man sich die Haut am heißen Kochdampf, oder der Topfdeckel macht sich selbständig und die Kartoffeln landen im Spülbecken. Ech moß ens affschödde john (Ich muss mal abschütten gehen) ist eine häufige Umschreibung besonders der Kneipenbesucher für den Gang zur Toilette. Wenn beim Messbecher der Skalenstrich überschritten wird, muss jät affjeschodd (etwas abgeschüttet) werden. Anders beim Schnapsglas. Friesens Herbert (der Gastwirt) hatte das Glas versehentlich randvoll gekippt und der Gast wunderte sich: Jung Hebb, do häßte äwwer joot jemesse (…hast du aber gut gemessen), worauf  Herbert schmunzelte: Os et ze vill? – komm her, ech schödde jät af, was unterdessen beim Thekenkunden auf Widerstand stieß: Du bos wahl jeck! Hie wiëd nix affjeschodd (…hier wird nichts abgeschüttet).

afschurvele
„Abschürfen, abschaben,“ im übertragenen Sinne auch „verschleißen, abnutzen,“ das sind einige Tätigkeiten, die wir mit afschurvele umschreiben. Ein typisches Beispiel sind abgenutzte Schuhe, bei denen Absatz und Spitze afjeschurvelt sind. Um derartige Schäden zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern, versah der Dorfschuster den Absatz am derben Alltagsschuh mit einem Affsatziese (Absatzeisen, hufeisenförmiger Randbeschlag), an der Sohlenspitze wurde das Stüssiese (Stoßeisen, kleines Eisenplättchen) aufgenagelt. Auch diese Metallteile schurvelten mit der Zeit ab und mussten erneuert werden. Als Kinder fielen wir tausendmal beim Spielen oder Schlittenfahren auf die Nase, wobei sehr oft schmerzhaft et Fell afjeschurvelt wurde (Hautabschürfungen). Mattes war gestrauchelt und hatte sich am Knie verletzt, Drinchen stellte besorgt fest: Do häßte äwwer en fies Schurvel am Knee (Da hast du aber eine schlimme Schürfstelle am Knie).

Alt  
Der Ausdruck hat mit dem Eigenschaftswort „alt“ nicht das Geringste zu tun und steht auch in keinem Zusammenhang mit der Singstimme „Alt.“ In der Mundart war Alt die Bezeichnung für eine weibliche Person, hauptsächlich für ein junges Mädchen in der Bedeutung von Leevje (Liebchen, Schatz), aber auch in der Jugendsprache ganz allgemein für weibliche Altersgenossen: Do kött dä Schäng mot sengem nöüje Alt (Da kommt Schäng mit seiner neuen Liebe). Dat Änn os es Klasse Alt jewore (Ännchen ist ein tolles Weib geworden). In den 1950er Jahren begleitete ich auf der Kirmes in Blankenheim meine Cousine Christel vom Kirmeszelt nach Hause. Aus dem Gebüsch am damaligen „Klösterchen“ sprang mich auf dem Rückweg eine dunkle Gestalt an und packte mich am Hals: Du läß ab sofort deng Fengere van dem Alt oder ech drähen dir dr Hals eröm. Das genaue Gegenteil von dat Alt ist der landläufige Ausdruck die Ahl für ein altes Weib oder auch für den „Hausdrachen.“

Altrüüscher 
Ganz allgemein war früher der Altrüüscher ein Aufkäufer von Altwaren, der mit dem Hand- oder Hundekarren durchs Dorf zog. Sein lang gezogener Ruf „Luumpen, Alteiisen, Papieer“ verhalf ihm zu Beinahmen wie Schruëtemännche oder Iesekrämer. Heute gibt es zweierlei Altrüüscher: Den Schrottverwerter und den Trödelsammler, beide interessieren sich für Jerüüsch (alter Kram, auch Jerämsch). In den Nachkriegsjahren waren mit Schrott und besonders mit NE-Metall profitierliche Geschäfte zu machen, ich selber verkaufte beispielsweise einmal zwei Säcke voller 20 Millimeter-Messinghülsen der Wehrmacht für sage und schreibe 200 D-Mark. Der Händler war aus Bonn, mit ihm war ich lange Zeit „im Geschäft.“ Heute fallen Scharen von Trödelhändlern wie die Aasgeier über den Sperrmüll am Straßenrand her. In unserer Gemeinde Blankenheim wird inzwischen Sperrmüll nur noch nach vorheriger Anmeldung abgeholt, die früher üblichen festen Abfuhrtermine gibt es nicht mehr, – zum Leidwesen der Sperrmüllgeier.

Angelbetz  (weiches e)
Eifelspezifisch gebräuchliches Wort für die manchmal walnussdicken Beulen der Großen Rinderdasselfliege, mehr noch für die in der Beule sich entwickelnde Larve. Über die Namensgebung ist mir nichts Konkretes bekannt, die Betz war unterdessen ein walzen- oder zapfenförmiges Gebilde mit irgendeinem Inhalt (siehe Dännebetz) und könnte auf die Dasselbeule hinweisen. Die Angel allerdings ergibt in diesem Zusammenhang wenig Sinn. Die eigentlichen Dasselfliegen hießen bei uns daheim Daaneische. Das könnte man mit „Dasselnissen“ übersetzen, die Hornissen nämlich hießen bei uns Hoorneische. Die Dasselbeulen traten in der Rückenpartie unserer Kühe auf und waren in der Mitte perforiert: Ausschlupf für die Fliegenlarve. Ohm Mattes (mein Onkel) drückte die „reife“ Larve aus der Beule heraus und machte sie unschädlich. Wegen der „Dassellöcher“ verlor die Tierhaut naturgemäß erheblich an Wert für die Lederherstellung. Aus meiner Journalistenzeit ist mir in Erinnerung, dass die Haushaltspläne der damals noch selbständigen kleinen Gemeinden Pflichtausgaben für die Bekämpfung der Dasselfliege enthielten, die Bekämpfung war gesetzlich angeordnet.

Antunniësfess
Ein ganz spezielles Dörfer Wort, übersetzt „Antoniusfest.“ Antonius der Einsiedler ist der zweite Pfarrpatron von Blankenheimerdorf, sein  Namensfest ist der 17. Januar, und zum Antunniësfess führten unsere seinerzeit sehr aktiven Laienspieler alljährlich im Januar ein Theaterstück auf. Der Theaterverein Blankenheimerdorf besaß damals einen guten Ruf, noch in den 1970er Jahren gab es Aufführungen. Häufig wurden religiöse Stücke aufgeführt, aus einer dieser Darbietungen wird berichtet, dass „Christus am Kreuz“ anstelle von „es ist vollbracht“ die Zuschauer mit „es ist prachtvoll“ überrascht haben soll. Antonius der Einsiedler wird auch  als „Antonius mit dem Schwein“ dargestellt und gilt als Beschützer der Tiere. Im Volksmund trug ihm das die Bezeichnung Söüs-Tünn  (Schweine-Toni) ein, was unterdessen absolut nicht geringschätzig oder gar gehässig gemeint ist. Antunniësfess war früher ein markanter Tag in unserem Dorfleben.

Appelbetz (weiches e)  
Apfelrest, Kerngehäuse des Apfels, regional auch Ketsch (weiches e), Kätsch oder Keppel  (weiches e) genannt. Auch hier könnte Betz als Hinweis auf den zapfenförmigen Fruchtkern gedeutet werden. Unser Apfelbaum daheim lieferte Früchte mit relativ kleinem Kerngehäuse, wir Pänz verzehrten also den Apfel „mit Stumpf und Stiel“ einschließlich der Appelbetz. Für den Fall, dass trotzdem hier und da einmal die Betz übrig blieb, galt der unmissverständliche elterliche Dauerbefehl: Die Betz wied net fottjeschmosse, die kret et Veeh. Obstreste und verzehrbare Küchenabfälle durften nicht zum Abfall getan werden, vielmehr kamen sie in den Veehejmer (Vieheimer = Futterbehälter) der Stalltiere. Nicht verzehrbare, aber verrottbare Abfälle kamen zum Stalldünger und wurden damit der Wiederverwertung zugeführt. Die „braune Tonne“ kannten und brauchten wir damals nicht. Zur Kirmes im Eifeldorf wurde bergeweise Appeltaat (Apfeltorte) aufgetischt, bei deren Herstellung mussten die Äpfel naturgemäß zerteilt und das Kerngehäuse von Hand abgeschnippelt werden. Auch diese winzigen Schnippel kamen in den Vieheimer.

Appelsine
Von meinem Dialyseplatz im ersten Stock des Mechernicher Nierenzentrums aus betreibe ich freitags viereinhalb Stunden lang „Marktbeobachtung.“ Die Fensterwand reicht bis zum Boden, und draußen direkt vor dem Haus ist der Marktplatz. Freitags ist in Mechernich Wochenmarkt, die Händler und viele ihrer Stammkunden kenne ich inzwischen fast alle. Angesichts der Berge von Obst aller Sorten und Arten, die mich da geradezu anlachen, scheint es mir unmöglich und absurd, dass wir Pänz (Kinder) uns früher um eine vertrocknete Apfelsine prügelten, die der Kunde von heute nicht mal als Geschenk annehmen würde. Appelsine ist der Plural von Appelsin, das Wort Orange war bei uns so gut wie unbekannt, zumindest aber nicht gebräuchlich. Apfelsinen mußte man kaufen und dafür hatte die Leute kaum Geld. Appelsine gab es bei uns somit ausschließlich zu Weihnachten: Zwei Stück mittlerer Größe für jeden von uns Kindern auf dem Weihnachtsteller. Mam (Mutter) hatte sie bei Hermann Schumacher „am Johannes“ in Blankenheim gekauft. Die Erwachsenen verzichteten aus Kostengründen auf die seltene Köstlichkeit, selbst an Weihnachten. Die Appelsine waren für uns ein wahrer Schatz, kostbarer Besitz, zum Verzehr viel zu schade. Sie wurden aufgespart, der bunte Weihnachtsteller war längst schon leer, die beiden Orangen aber waren noch da, zum Schluß verschrumpelt, saftlos und trocken. Schließlich wurden sie doch „angebrochen.“ Die Schale war dünn und hart geworden, ordentliches Schälen war nicht mehr möglich. Die an sich dicke weiße Unterschicht war ebenfalls dünn und hart, – sie wurde mitverspeist. Die Appelsine hatten Saft und Kraft verloren, aber wir hatten sie lange Zeit als Schatz gehütet. Südfrüchte, wann gab es die mal bei uns? Bananen beispielsweise kannten wir nur aus der Schaufensterauslage und von Bildern. Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich daheim jemals eine Banane verzehrt hätte. Bis dann im März 1945 die Amerikaner kamen. Die brachten kistenweise   Appelsine on Banane mit und ließen sie im Bongert (Wiese am Haus) zurück, wo sie ihren täglichen Morgenappell hielten. Die Amis hatten auch Appelsinesaff (Saft) in Dosen, den genossen wir damals zum allerersten Mal in unserem Leben. Das waren herrliche Zeiten für uns, leider dauerten sie nur zehn Tage.

Apperatekeissel 
Der „Apparatenkessel“, ein etwas seltsames Wort. Gemeint war damit der große Einweck- oder Einkochkessel. Es gab ihn ganz früher als derben Pott aus Zinkblech, den dann die elegantere farbige Emaille-Version ablöste. Unser Apperatekeissel daheim war beispielsweise braun. Heute wird der moderne Einkochtopf elektrisch betrieben und besitzt Temperaturregler, Abschaltautomatik und weitere Finessen. Früher war ein Höllenfeuer im Küchenherd erforderlich, um den Keissel op Temperatur zu bringen. Das lange Termemeter (Thermometer) im Blechgehäuse wurde durch ein Loch im Deckel ins Kochwasser gesteckt, für unsere Eltern war das Ganze ein Apperat, der Kessel war somit ein Apperatekeissel, der nicht nur dem Einkochen von Nahrungsmitteln diente. Am Waschtag wurde er zum Weischkeissel umfunktioniert und die Wäsche darin gekocht. Er diente als Wasserkeissel zum Erhitzen unseres Badewassers: Samstags war für uns Pänz „Baden“ in der verzinkten großen Waschbütte angesagt. Und bei der Hausschlachtung wurden im Wuëschkeissel die diversen Brat-, Blut- und Leberwürste gekocht. Der Apperatekeissel war ein wahres Vielzweckgerät.

Ärbedsbotz
Die Botz ist bekanntlich unser Ausdruck für die hochdeutsche „Hose“ allgemein, bei speziellen Bezeichnungen wird auch deutlicher definiert, beispielsweise Jummibotz  (Gummihose) fürs Baby, die Onnerbotz (Unterhose) für jedermann oder das Spetzebötzje  (Spitzenhöschen) für die „ Kölsche Mädcher“ im Karneval. Der Hosenknopf ist ein Botzeknouf  und der Hosenscheißer heißt bei uns Botzendresser. Zur Berufskleidung eines jeden Handwerkers gehörten früher die Ärbedsbotz  (Arbeitshose) und dazu die Ärbedsjack (Arbeitsjacke), heute überwiegend zur Ganzkörper-Kombination umfunktioniert, und das ist dann der Blaumann. Den wiederum nennt der Eifeler Blaulenge (Blauleinen) in Anlehnung daran, dass die Arbeitskleidung vorwiegend aus blauem Leinenstoff bestand. Ohm Mattes (mein Onkel) trug bei der Arbeit in Feld und Wald ausschließlich Cordhosen. Diese Manchesterbotze waren wegen ihrer Strapazierfähigkeit und Robustheit allgemein beliebt und bevorzugt, Ohm Mattes besaß gar keinen Blaulenge. Die Ärbedsbotz wurde mindestens eine Woche lang täglich getragen, manchmal auch länger, entsprechend dem häuslichen Waschtag. Die Ärbedsbotz erforderte oft mehrere Wasch-Arbeitsgänge, ergab  eine beinahe dickflüssige braune Einweichbrühe und war bei der Haus- und Waschfrau entsprechend unbeliebt. Die nämlich musste alles das, was heute der Waschautomat alleine macht, von Hand mit Wurzelbürste, Waschbrett und Schmierseife nachvollziehen. (Siehe auch Blaulenge).

Ärbel 
Der Eifeler Ärbel ist eine Art Maß und bezeichnet die Menge eines Materials, die sich mit dem Arm umfassen lässt, einen „Armvoll.“ Jött war beim Kochen und brachte mich auf Trab: Jank holl mir ene Ärbel Holz eren (Geh und hol mir einen Armvoll Holz herein), und Ohm Mattes begab sich in den Stall: Dat Veeh kret noch en Ärbel Heu. Einen etwas doppelsinnigen Rat gibt es für den von Husten und Schnupfen geplagten Zeitgenossen: Du sollts dir ens ene Ärbel Brostee holle (Du solltest dir mal einen Armvoll Brusttee holen). Mit „Brusttee“ lässt sich mancherlei „Heilmittel“ definieren. Der Ärbel besitzt einen Doppelgänger, der gleichartig ausgesprochen, aber anders geschrieben wird: Die Erbel. Damit bezeichnet der Eifeler schlicht und einfach die Erdbeere. Als Kind lief ich zur Reifezeit der Erdbeeren täglich in die nahe Hardt e Scheppche Erbele plöcke (ein Töpfchen Erdbeeren pflücken). Die wilden Waldfrüchte schmeckten köstlich, sogar als Brotbelag.

ärch
Du boß ärch spät draan
(du kommst reichlich spät), wurde Nieres am Stammtisch begrüßt, er konnte seine Abwesenheit aber ausreichend begründen: Meng Koh hät jekalev. Einem Kalb auf die Welt helfen, das hatte Vorrang vor jedem Stammtisch. Ärch ist das Dialektwort für „arg, sehr, besonders, ungewöhnlich.“ Im Kölsche Karneval singt man beispielsweise   „…ech han dem Mädche nix jedohn, et wor ze ärch am rääne.“ Ein Tunichtgut wird als ärje Nixnotz bezeichnet und die elterliche Mahnung drievt et net ze ärch (treibt es nicht zu bunt) wurde uns zum Maieiersammeln mit auf den Weg gegeben. Ärch konnte auch „böse, schlimm, gefährlich“ bedeuten: Wenn sich eine an sich harmlose Wunde entzündet hatte, war et Wiehche ärch jewore, und der ärje Hooß (böser Husten) konnte ein Hinweis auf Longenentzündong sein. E ärch Onwedder ist ein schlimmes Unwetter, der ärje Wond ist ein starker Wind, der ärje Nevvel ist ein dichter Nebel, und ärch klüftich bedeutet „ziemlich verdächtig, arg kompliziert.“

ärm Dier han
Eine im Rheinland vielfach gebrauchte Redewendung, über deren Herkunft ich wenig  in Erfahrung bringen konnte. Et ärm Dier han ist unterdessen auch bei uns ein gängiges Wort, dessen Anwendung in den unterschiedlichsten Situationen üblich ist. Die wörtliche Übersetzung ist „Das arme Tier haben,“ wir beschreiben mit diesem Ausdruck eine melancholische, traurige und allgemein trübsinnige Stimmung. Interessant dabei ist: Wir vergleichen unsere Gemütslage mit einem „armen Tier,“ was man im weitesten Sinne ja noch nachvollziehen könnte. Um welches Tier es sich aber konkret handelt, erfährt man nicht, das vermögen wir selber nicht zu definieren. In Frage käme möglicherweise die Vogelwelt, denn wir kennen  den  Pechvogel und den Unglücksraben und sagen von einem solchen, vom ständigen Pech und Missgeschick verfolgten Mitmenschen: Dat os e ärm Dier, dä hät och nur Onjlöck am Liev. Eventuell könnte man auch den Hund noch anführen, denn dat os en ärme Hond zählt zu unseren täglichen Redensarten. Der natur- und heimatverbundene Eifeler – zu dieser Sorte Mensch zähle ich mich beispielsweise auch –  würde unter gar keinen Umständen freiwillig in die Stadt ziehen, denn wenn ech do woohne mööt, krich ech et ärm Dier (wenn ich dort wohnen müsste, würde ich krank). Jeder von uns erwischt mal einen Tag, an dem er „nicht gut drauf“ ist. Man fühlt sich irgendwie grundlos traurig, sinniert und grübelt und ist mit sich selber und der Welt unzufrieden. Auf eine entsprechende Anfrage entfährt uns dann leicht eine ärgerliche Antwort: Loss mech en Rouh, ech han höck et ärm Dier (Lass mich in Ruhe, ich bin heute nicht gut drauf). Und schließlich: Neun Stunden lang war ich aus dienstlichen Gründen gezwungen, das Lautsprechergedröhn („Theo, wir fahr´n nach Lodz“) vom nahen Kirmesplatz her anhören zu müssen. Zum Feierabend hatte ich et ärm Dier.

Aska mot Schohnääl 
Eine früher sehr häufig gebrauche Umschreibung für „Hiebe, Prügel, Schläge.“ Heute ist der Ausdruck bei uns so gut wie ausgestorben, ein paar Senioren kennen ihn noch. Wenn ich in meiner Kinderzeit wieder einmal etwas „angestellt“ hatte, verkündeten  Jött oder Mam für den Abend Unheil: Waat blos, bos Pap hejm kött, dann jit et Aska mot Schohnääl (Warte nur, bis Vater nach Hause kommt, dann setzt es Hiebe). Den Begriff „Aska“ fand ich in keinem Lexikon, selbst das allwissende „Google“ nennt zwar ein paar Askas, doch keins davon passt zu „Prügel.“ Schohnääl sind „Schuhnägel“ mit dicken Köpfen, mit denen früher die Sohlen der Arbeitsschuhe beschlagen waren, um den Materialverschleiß herab zu setzen und die Rutschfestigkeit zu erhöhen, - eine massive und derbe Angelegenheit also. Wenn nun das ominöse Aska mit Schuhnägeln versehen war, so musste die „Verabreichung“ zwangsläufig als „handfeste“ Sache angesehen werden. Mit Aska mot Schohnääl gleichzusetzen sind Kasalla und Schmackes.

Ärbedsbotz
Die Botz ist bekanntlich unser Ausdruck für die hochdeutsche „Hose“ allgemein, bei speziellen Bezeichnungen wird auch deutlicher definiert, beispielsweise Jummibotz  (Gummihose) fürs Baby, die Onnerbotz (Unterhose) für jedermann oder das Spetzebötzje  (Spitzenhöschen) für die „ Kölsche Mädcher“ im Karneval. Der Hosenknopf ist ein Botzeknouf  und der Hosenscheißer heißt bei uns Botzendresser. Zur Berufskleidung eines jeden Handwerkers gehörten früher die Ärbedsbotz  (Arbeitshose) und dazu die Ärbedsjack (Arbeitsjacke), heute überwiegend zur Ganzkörper-Kombination umfunktioniert, und das ist dann der Blaumann. Den wiederum nennt der Eifeler Blaulenge (Blauleinen) in Anlehnung daran, dass die Arbeitskleidung vorwiegend aus blauem Leinenstoff bestand. Ohm Mattes (mein Onkel) trug bei der Arbeit in Feld und Wald ausschließlich Cordhosen. Diese Manchesterbotze waren wegen ihrer Strapazierfähigkeit und Robustheit allgemein beliebt und bevorzugt, Ohm Mattes besaß gar keinen Blaulenge. Die Ärbedsbotz wurde mindestens eine Woche lang täglich getragen, manchmal auch länger, entsprechend dem häuslichen Waschtag. Die Ärbedsbotz erforderte oft mehrere Wasch-Arbeitsgänge, ergab  eine beinahe dickflüssige braune Einweichbrühe und war bei der Haus- und Waschfrau entsprechend unbeliebt. Die nämlich musste alles das, was heute der Waschautomat alleine macht, von Hand mit Wurzelbürste, Waschbrett und Schmierseife nachvollziehen. (Siehe auch Blaulenge).

Ass
Wieder einmal ein Mundartwort mit verschiedenartiger Bedeutung. Da ist einmal das in vielen Kartenspielen wertmäßig höchste Blatt, das Ass. Als Kinder spielten wir bis zum Umfallen „Herzblättchen“ und dabei wurde Herzer Ass (Herzass) als höchste Trumpfkarte mit 11 Punkten gezählt, natürlich auch Eckstejn-, Schöppe- und Krützer (Karo, Pick, Kreuz) Ass. Das Ass war bei uns männlichen Geschlechts: (der) Ass. Die zweite Bedeutung von Ass bezieht sich auf den „Ast,“ der im Kreuzworträtsel als „Baumteil“ gesucht wird und den man tunlichst nicht absägen sollte, sofern man darauf sitzt. Ech laache mir ene Ass (Ich lache mir einen Ast) war und ist ein gängiges Zitat bei einem ungewöhnlich heiteren Ereignis. Hier hieß es auch oft Ech laache mech puckelich. Und wenn am Bau der Polier befahl Holl dir dä Spießvurrel op dr Ass, so wuchtete sich der Handlanger gehorsam die schwere Mörtelwanne auf die Schulter. Ene Ass em Brett erschwerte dem Dorfschreiner das Hobeln, und Äss (Plural von Ass) im Brennholz fordern vermehrte Muskelkraft beim Holzhacken.

Atzeberch
Der „Atzenberg“ ist eine Anhöhe nördlich des Dorfes nahe beim Feuerlöschteich Stahlbuschseifen. Die bis 1969 selbständige Gemeinde Blankenheimerdorf betrieb am Fuß des Atzenberges einen Steinbruch, aus dem überwiegend das Material für den Straßenbau gewonnen wurde. Im Steinbruch stand ein mächtiger Stejnknacker (Steinknacker), der die dicken Steinbrocken zu Schotter verarbeitete. Angetrieben wurde das schwere Gerät durch den alten Kassetrecker (Traktor), der eine Reemeschiev (Riemenscheibe) für den Antrieb von Maschinen besaß. Bei Bedarf konnten die normalen Traktorräder gegen breite eiserne „Ackerräder“ ausgewechselt werden. Das uralte Vehikel hat der Gemeinde lange Jahre gute Dienste geleistet, Fahrer war meistens der damalige Bürgermeister Johann Schang Leyendecker. Der Atzeberch und besonders der Steinbruch gelangten in 1979 sogar zu Filmehren, hier nämlich wurde eine Szene für den Kriegsfilm „Winterspelt 1944“ gedreht. Tagelang wurde geackert, tatsächlich zu sehen waren im Film für fünf oder sechs Sekunden ein paar Flugzeuge, die über das Gelände hinweg donnerten. Der Steinbruch ist längst stillgelegt und fast zugewachsen, zu sehen ist noch die abseits gelegene „Pulverkammer.“ In den 1970er Jahren gewann der Atzeberch vorübergehend einige Beliebtheit als Campinggelände bei ein paar Dörfer Familien, die gelegentlich den freien Sonntagnachmittag auf Atzo verbrachten.

Aujuß
Wie beim hochdeutschen „August“ ändert sich auch im Dialekt die Bedeutung mit der Silbenbetonung: Aujuß ist der Männername, Aujuß bezeichnet den Erntemonat („Ernting“). Der Vorname August kommt bei uns relativ selten vor, offensichtlich will niemand riskieren, irgendwann einmal als domme Aujuß (dummer August) betitelt zu werden. Dabei handelt es sich hierbei doch um eine durchaus liebenswerte Zirkusfigur. Und als erster Kaiser von Rom war Augustus doch eine markante Persönlichkeit. Die Senioren unter uns erinnern sich noch an den Gassenhauer der 1930er Jahre mit Brigitte Mira: Wo sind deine Haare, August, August, … keiner hatte Locken so wie du, keiner trug die Socken so wie du… Im Volksmund wird der Name auch als Aueß oder Äueß ausgesprochen. Der Monat August ist für den Bauersmann als Erntemonat von besonderer Bedeutung, demgemäß gibt es auch eine Vielzahl von Bauernregeln. Ein paar Beispiele: „Hitze an Dominikus (04. August), ein strenger Winter kommen muss.“  Am  Laurentiustag (10. August) ist viel Sonnenschein vonnöten, denn „Ist Sankt Laurenz ohne Feuer, gibt´s ein saures Weinlein heuer.“ Und der Eifeler weiß auch: Op Himmelfahrt, dat os jewöß, do jit et ad de iëschte Nöss (Auf Himmelfahrt - Maria Himmelfahrt, 15. August - das ist gewiss, da gibt es schon die ersten Nüsse). Das sind dann die so genannten Außnöss.

Außbrong (kurzes au)
Die wörtliche Übersetzung ist „Augustbraun,“ ein Wort, mit dem kaum jemand etwas anzufangen weiß. Außbrong dürfte auf die Eifeler Mundart beschränkt sein. Im hochsommerlichen Monat August steigt manchmal bei sengender Hitze über den abgemähten Wiesen ein hauchfeiner Dunst auf, der gelegentlich eine leicht goldbraune Färbung annimmt und eine frühherbstliche Stimmung vermittelt: Augustbraun. Ohm Mattes (mein Onkel), der sich ein wenig aufs Wetterdeuten verstand, sah im Außbrong ein Vorzeichen für das Andauern der trockenen Witterung und richtete die Getreideernte danach aus, - meistens behielt er Recht. Das Außbrong war auch ein Zeichen dafür, dass die ersten Haselnüsse reif waren (siehe Aujuß). Mein lieber Freund und Nachbar Heinrich Klaßen (Austengs Hein) kannte seinerzeit noch eine weitere Auslegung für Augustbraun: Meine Besorgnis wegen eines heraufziehenden Gewitters beschwichtigte er schmunzelnd: Dat jitt kee Jewitter, dat os nur Außbrong.

Außnöss
(weiches ö)
Die wörtliche Übersetzung lautet „Augustnüsse“. Die Reifezeit der bei uns weit verbreiteten wilden Haselnuss, – offizieller Name „Gemeine Hasel“ – ist generell der September, gelegentlich auch die erste Oktoberhälfte. An sonnigen Standorten und bei günstiger Witterung reifen die Nöss auch bereits im August. Diese „Frühnüsse“ hießen bei uns Außnöss, wobei „Auß“ die Abkürzung für den August war. Ähnliche Ausdrücke gab es auch beim Frühobst, Außpromme (Pflaumen) beispielsweise oder Außbirre (Birnen). Die Frühnüsse waren ziemlich begehrt: Der Wintervorrat an Haselnüssen aus dem vergangenen Herbst war aufgebraucht, die Außnöss lieferten den ersten „Nachschub.“ Die relativ winzigen Kerne der wilden Haselnuss waren ein beliebtes „Winterfutter“ besonders für uns Kinder. Das Sammeln und Entkernen der Nöss war mühsam, aber lohnend. Als Hütebub kannte man die Stellen, an denen Außnöss wuchsen, Nöss plöcke (Nüsse pflücken) war eine häufige und beliebte Nebenbeschäftigung beim Viehhüten. Heutzutage gibt es keine Hütebuben mehr, die Außnöss haben nur noch für ein paar Liebhaber Bedeutung, wie auch die wilde Haselnuss allgemein.

Außpromme 
(kurzes au)
Wie „Augustnüsse“ (siehe Außnöss) oder Außbirre (Birnen), so gibt es bei uns auch Augustpflaumen, eben die angedeuteten Außpromme, hier und da auch Fröh- (früh-) oder Sommerpromme genannt. Diese Frühsorte besitzt einen deutlich „anregenden“ Einfluss auf unseren Verdauungsmechanismus, der Verzehr von Außpromme hat nicht selten einen deftigen Prommeflitsch (Durchfall) zur Folge, da ist die Bezeichnung Dreßpromme (weiches e) eigentlich ganz selbstverständlich. Aus meiner Kinderzeit sind mir zwei Frühpflaumenbäume in Erinnerung. Sie standen hinter unserem Haus am Garten, wir Pänz „bedienten“ uns heimlich, wurden von Jött oder Ohm Mattes erwischt, kassierten ein paar Uhrwatsche (Ohrfeigen) und mussten dem Pastor beichten: Ich habe genascht. Auch auf Bierther Peisch – das war die Wiese bei der Wüstung „Bierther Hof“ – stand ein Dressprommeboum (Baum). Dessen ungewöhnlich große und rote Früchte waren bei uns beliebt. Der Verzehr von Außpromme war ein wenig unbequem, das Fruchtfleisch nämlich war mit dem Kern fest verbunden und musste regelrecht abgenagt werden. Im Gegensatz zu unseren herbstreifen Zwetschen, deren Kern sich bei geschicktem Fingerdruck „herausflitschen“ lässt.

Austengs 
Eine ortsübliche Bezeichnung für das Anwesen Klaßen im Ortsteil Oëwebaach in Blankenheimerdorf. „Austengs“ ist eigentlich ein Zweitname, daneben nämlich ist auch Hääpe allgemein üblich und vermutlich urtümlicher. Die Klaßen-Familie ist aus dem Dörfer Karneval nicht wegzudenken. Hans Klaßen, allgemein nur „die Hääp“ genannt, gehörte zu den Gründern des örtlichen Karnevalsvereins „Gemötliche Dörfer“ im Jahr 1959 und war erster Vereins- und Sitzungspräsident. Sein jüngerer Bruder Heinrich, „Austengs Hein,“ war jahrzehntelang das Ass in den heimischen Kappensitzungen, wenn er die Bühne betrat, tobte der Saal.Sophie Pyka, eine Schwester von Hein und Hans, war 1975 in Nettersheim als Prinzessin Sophie I erste Narrenregentin der „Löstige Höndche.“




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