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15.03.2024




 

Foto: hejo@blancio.de

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

Quaatsch
Es wäre absolut falsch, diesen Ausdruck mit dem allbekannten „Quatsch“ gleichzustellen. Das „Quaken“ der Frösche käme der Sache schon näher, trifft aber auch den Nagel nicht genau auf den Kopf. Quaatsch ist die Bezeichnung für ein lästiges, weinerliches oder wehleidiges Gerede, das dem Zuhörer „auf den Wecker“ geht: Ech kann dä Quaatsch net mieh hüere (Ich kann das Gejammer nicht mehr hören). In diesem Fall ist Quaatsch männlichen Geschlechts, es gibt aber auch die Quaatsch, und damit ist eine wehleidige oder pingelige Frau gemeint, die bei jeder kleinsten Gelegenheit über ihre Wehwehchen stöhnt: Do oß die Quaatsch ad wier ze jang. Es kann unterdessen im Einzelfall auch ein verwöhntes Kind als die Quaatsch bezeichnet werden, wenn es weinerlich und quengelig seinen Willen durchzusetzen versucht und die Mutter ungehalten reagieren lässt: Jeff die Quaatscherej dran (Hör auf zu plärren). Alternativ wäre in diesem Fall Knaatscherej anwendbar, doch bezeichnet man damit eigentlich eher das Weinen oder Heulen. Wem die Quaatscherej zur Gewohnheit geworden ist, egal ob Frau oder Mann, der ist für die Umwelt en Quaatschmöhn.

Quaatschmöhn 
Wie bereits erwähnt, ist die Quaatschmöhn ein Mensch, dem das Küüme (Wehklagen, Jammern) zur Gewohnheit geworden ist. Ein derartiger Mann ist allgemein als Küümes (Jammerlappen) oder Knaatschpitter bekannt, bei der Frau kommt eher die Quaatschmöhn zur Anwendung, die man auch als „Heulsuse“ bezeichnen könnte. Die Quaatschmöhn liegt den Mitmenschen ständig mit ihren Wehwehchen und Problemchen in den Ohren nach dem Motto Hie dejt et wieh, on do dejt et wieh, alles wat schön wor, dat kannste net mieh (übertragen: überall tut es weh, alles Schöne ist vorbei). Das Wartezimmer beim Arzt ist in aller Regel ein wahrer Versammlungsraum für Quaatschmöhne und Küümpittere. Ob er will  oder nicht, – der Unbeteiligte muß sich in allen Details anhören, was wo wann dem geplagten Mitmenschen wehtut. Die Quaatschmöhn erwartet Bemitleidung seitens ihres – meist unfreiwilligen – Gesprächspartners und ist empört, wenn ihre Erwartung unerfüllt bleibt: Phhh, dann eben net. Schließlich gibt es noch den Quaatschkopp, ein abfälliges Wort für einen weinerlich klagenden Menschen. Der Oberbegriff für alle Quaatschtanten und Küümpittere ist Tränedier (Tränentier).

Quabbel
Den Begriff Quabbel kennt unser Dialekt sowohl als Maskulinum als auch weibliches Hauptwort, als Jequabbels (Gequabbels) tritt es auch geschlechtslos in Erscheinung. In unseren fortschrittlichen Computertagen gelangt Quabbel sogar zu Weltruhm: Als Phantasiewesen beim Pokėmon, wobei die Namensgebung offensichtlich aus „Qualle“ und „Schwabbel“ entstanden ist. Was „Pokėmon“ ist, vermag ich nicht detailliert zu sagen, da müsste man schon unsere „Kids“ fragen. Ich weiß nur, dass es sich um ein hirnrissiges Videospiel handelt. Im Dörfer Platt ist Quabbel ganz allgemein eine fette, hervorquellende Masse, ein Klumpen oder Wulst, der im „Idealfall“ auch noch schwabbelich herabhängt und das Erscheinungsbild prägt: Der Quabbel ist demnach eine ungewöhnlich fettleibige männliche Person, die Quabbel ist das entsprechende weibliche Gegenstück. Jequabbels ist eine Sammelbezeichnung, beispielsweise für ein Sumpfloch oder den Froschlaich. Bei manchen Menschen ist der Bauch zum Quabbel herangewachsen (siehe: quabbele), und in vielen Fällen quabbelt das Doppelkinn über den Hemdkragen hinaus. Am Tisch gegenüber speiste eine Dame, die Verkörperung einer Quabbel, wollte mir scheinen: Der Bauch „stand“ auf den Oberschenkeln und verdeckte beinahe die Knie, die Wölbung stützte das gewaltige Oberteil, und auf den Schultern ruhten in drei deutlichen Wülsten Hals und Kinn. Und diese Quabbel schaufelte in sich hinein, was an Verzehrbarem auf der Tischplatte erreichbar war… ekelhaft!


quabbele 
Kick ens, wie däm Köbes dr Buch üß dr Botz quabbelt, wunderte sich Pitter beim Heueinfahren über den etwas beleibten Nachbarn, der mit bloßem Oberkörper schwitzend den Wiesboum (Bindebaum) auf den beladenen Heuwagen wuchtete. Dabei zeigte sein Hängebäuchlein eine deutliche Neigung zum Überwölben der Jüed (Gurt, hier Gürtel). Quabbele war und ist auch heute ein Mundartwort für „hervor- oder herausquellen,“ ganz allgemein auch für „wackeln,“ beispielsweise beim Pudding. Ein Blick in eines unserer Freibäder bei entsprechender Witterung vermittelt eine deutliche Übersicht über all das, was da so wabbele on quabbele kann. Im Zusammenhang mit „wackeln“ spricht man nämlich auch oft von wabbele. Beim Backen daheim quoll manchmal der angesetzte Brotteig stark auf und quabbelte über den Rand der hölzernen Mool (Backtrog), der Inhalt der Mool war dann ein einziges Jequabbels (Gequabbel, Gequelle). Bei der Brandwache am Wochenende mussten wir den Aussichtspunkt „Überehe“ bei Hoffeld an der Grenze zu Rheinland-Pfalz anfahren. Ein paar Spaziergänger kamen vorbei, die massiv gebaute ältere Dame verspürte offensichtlich ein menschliches Rühren, wie ihre Gestik verriet. Mein angelegentliches Räuspern quittierte sie nur mit einem herablassenden Blick, setzte unterdessen ihre Entkleidungsaktion unbeirrt fort. Was ich da zu sehen bekam! Da wabbelten und quabbelten ganze Körperpartien. Wenig gentlemanlike schaute ich zu, – die Dicke wusste ja um meine Anwesenheit, warum hutschte (hockte) sie sich trotzdem in mein Gesichtsfeld!


quabbelich  
Ein Eigenschaftswort mit reichlich unangenehmem „Beigeschmack.“ Mit quabbelich bezeichnen wir alles, was unangenehm weichlich, gallertartig, schwammig dick oder schwabbelich fett ist (siehe: quabbele). Als typisches Beispiel sei der Froschlaich genannt, der heute äußerst selten geworden ist. Früher gab es Fräuscheeier (wörtlich = Froscheier) in jedem Tümpel, beispielsweise mitten in Nonnenbach im Siefe (von einem Rinnsal durchflossene Senke) unterhalb von Benze (Haus Klinkhammer). Im Mai und Juni schallten abends die Paarungsrufe der Lurche durchs ganze Dorf. Auch das Schalingsei (von der elastischen Eihaut umgebener Dotter, Ei ohne feste Schale) ist eine quabbelige Angelegenheit. In der Umgebung von Nonnenbach gab es früher gefährliche Sumpfstellen, lewwich Ouch (lebendiges Auge) genannt, in denen man versinken konnte. Die unmittelbare Umgebung dieser Stellen war unheimlich quabbelich, der Boden zitterte und schwabbelte gefährlich beim Betreten. In einem solchen „Auge“ versank einmal eine Kuh, wie mir Aggi (Agnes) Blens erzählt hat. Quabbelich war auch ein Ausdruck für Übelkeit im Magen: Et oß mir derart quabbelich em Buch, ech jlööv ech moß mech jät läje.

quadde
Der Ausdruck ist längst aus unserem Dialekt-Wortschatz verschwunden, meinem Vater war er noch geläufig und auch Krämesch Pitter, nach dem Grund für seine verbundene Hand gefragt, knurrte einmal grimmig: Jung do han ech mir janz ekelich de Fongere jequadd, er hatte sich also empfindlich die Finger gequetscht. Quadde war früher unser Wort für „quetschen“ im Sinne von „verletzen.“ Beim quadde entsteht sehr oft eine Blutblase, die zum Abheilen etliche Tage braucht, schmerzempfindlich ist und sehr hinderlich sein kann. Durch sofortiges festes Andrücken an möglichst kaltes Eisen – in Vaters Werkstatt beispielsweise der Kreissägentisch – lässt sich die Blase „im Keim ersticken,“ was zwar ein paar Minuten lang höllisch weh tut, letztendlich aber das Anschwellen der Quaddstelle verhindert. Zurück bleibt allerdings auch bei dieser „Kur“ in jedem Fall der unvermeidliche „blaue Fleck,“ den die Umwelt dann völlig überflüssigerweise kommentiert: Häste dech jequadd. Diese Frage ist genau so überflüssig wie beispielsweise boste am Holzhaue, wenn dich der Nachbar bei der Arbeit sieht. Beantwortet man solche Fragen mit enää (nein), bringt man den Fragesteller aus der Fassung. Im Hochdeutschen und besonders auch in der Medizin gibt es die Quaddel als Ausdruck für eine Hautschwellung, beispielsweise bei Krampfadern. Möglicherweise gibt es hier einen Zusammenhang mit quadde.

Quadratlaatsche 
Ein etwas gehässiges, zumindest aber spöttisches oder abwertendes Wort für Schuhe im Allgemeinen und speziell für ungewöhnlich große Fußbekleidung. Laatsche ist der gängige Ausdruck für Schuhe, wer in des Wortes Sinn „auf großem Fuße“ lebt, der besitzt eben Quadratlaatsche. Vor der XXL - Auslage am Schuhgeschäft lästerte Herbert : Mensch Fränz, mot esu ene Quadratlaatsche könnste jlatt üwwer et Wasser loufe. Gelegentlich wurden Quadratlaatsche sogar zu Wasserfahrzeugen aufgestuft: Mot denne Böötcher kannste dr Rheng eraff fahre. Samstags wurden die Steinfliesen im Huus geschrubbt und ein paar frische Fichtenzweige vor die Haustür gelegt, dabei erläuterte Mam (Mutter): Dat mir kejner mot dreckije Quadratlaatsche en et Huus kött, dafür lejen die Dännerieser vür dr Düër (Dass mir keiner mit schmutzigen Schuhen ins Haus kommt, dafür liegen die Fichtenzweige vor der Tür). Tatsächlich waren die Fichtenäste bestens fürs Abstreifen der Schuhe geeignet, nur hielten sie nicht lange vor. Gutes und damit wertvolles Feld- oder Gartenland wurde früher in Quadratfooß (Fuß) gemessen, danach richtete sich der eventuelle Kauf- oder Pachtpreis. Dementsprechend war der Quadratföößer ein Bodenspekulant.

quaggele 
Das Wort ist heute so gut wie ausgestorben. Früher war es ein Ausdruck für zögern, unschlüssig sein, Umstände machen, nicht voran machen, nicht fertig werden. Da hieß es beispielsweise beim Kuhkauf auf dem Viehmarkt: Wat quaggelste dann noch, schlaach en (Was zögerst du denn noch, schlag ein), und Mam (Mutter) mahnte den Sprössling beim Aufräumen des Kinderzimmers: Quaggel net eröm, maach vüeraan (trödele nicht herum, mach voran). Quaggele war auch ein Ausdruck für das mühsame oder entbehrungsreiche Alltagsdasein, der Durchschnitts-Eifeler hatte ze haggele on ze quaggele (Mühe und Plage), um seine Familie satt zu machen. Wer an allem und jedem etwas auszusetzen fand, war ein Quaggeler oder eine Quaggelesch (Nörgler / Nörglerin), und deren dauernde Quaggelej wurde allgemein als Quaggelskroom (Kleinlichkeitskrämerei) bezeichnet. Unser Nachbar Kaue Patt, den wir ob seiner ständigen Unzufriedenheit Knotterdöppe nannten, war ein Quaggeler wie er im Buche steht. Quaggele war schließlich auch ein Wort für „kränkeln, hinfällig sein.“ Wenn sich beispielsweise jemand längere Zeit nicht wohlfühlte, bedauert man ihn hinter der Hand: Dä ärmen Hond quaggelt jetz ad vier Woche vür sech hin.

Qualem   Bild 
Für den Begriff „Rauch, Qualm“ kennt unser Dialekt mehrere Begriffe (siehe Dölek), die meist bei speziellen Anlässen angewandt werden und eine besondere Eigenart des Rauchs beschreiben. Qualem ist dagegen der eigentliche Oberbegriff für den Rauch allgemein. Den Senioren unter uns ist noch der alte Rheinländer-Tanz in Erinnerung, der früher auf keinem Kirmesball fehlte und die Geschichte vom verstopften Ofenrohr bei der armen Frau Palm zum Inhalte hatte:  Kutt erop kutt erop kutt erop, bei Palems do es de Pief verstopp, do hät die ärm Frau Palem de janze Stuff voll Qualem. Tatsächlich kam es gelegentlich vor, dass der Küchenherd einfach nicht „ziehen“ wollte. Dann „stand“ meistens ene falsche Wond em Kamin (ein falscher Wind im Kamin) und der Rauch quoll aus sämtlichen Ritzen am Herd heraus. Da half dann nur intensives Lüften. Eine Redewendung lautet „qualmen wie ein Schlot.“ Von den Hütebuben wusste man beispielsweise, dass sie am Weidefeuer qualemte wie de Schlote und abends daheim ob der selbstgedrehten „Laubzigarren“ vor Übelkeit zu sterben glaubten. Dass kerzengerade aufsteigender Kaminrauch schönes Wetter ankündigt, ist eine uralte bewährte Bauernweisheit. Eine weniger ernst zu nehmende Faustregel dagegen besagt: Qualmt die Kuh wie ein Kamin, ist Kurzschluss in der Melkmaschin. 

Qualemsöck
„Agrippina, Agrippinensis, wenn do ding Pänz sühß, beste vun de Söck.“ So sang seinerzeit Karl Berbuer im Kölner Karneval. Das waren zwar vermutlich keine Qualemsöck, immerhin aber Söck, das ist die mundartliche Mehrzahl von „Sockeund sollte eigentlich „Socken“ heißen. Qualemsöck (wörtlich = Rauchsocken) sind eine ganz spezielle Art Socken, nämlich solche, denen ein gewisser unangenehmer „Duft“ entströmt, wenn ihr Besitzer sie von den Füßen zieht. Qualemsöck sind die Folge einer Überfunktion der Schweißdrüsen, oft sind sie angeboren und verursachen Schwejßquante oder Käsfööß, manchmal entstehen sie aber auch bei langem und anstrengendem Laufen und haben zu dem geflügelten Wort loufe, dat de Söck qualeme (laufen, dass die Socken qualmen) geführt. Beim Wort Qualemsöck fällt mir unwillkürlich ein Schauspiel ein, das vor meinen Augen ablief und mehr als unwahrscheinlich klingt, für dessen Wahrheit ich mich aber verbürge. Im Wartezimmer eines Arztes, fünf oder sechs Patienten. Einer von ihnen, etwa um die 30 alt, zog Schuh und Socke vom linken Fuß und massierte intensiv die Zehen. Die gleiche Prozedur beim rechten Fuß. Dabei schaute er lächelnd reihum in die verdutzten Gesichter, die sich angelegentlich der Wartezimmerlektüre zuwendeten. Zugegeben: Die „Quanten“ waren relativ sauber, ein leichter Qualemsockenduft machte sich dennoch bemerkbar.

Quäljejss
Das Wort ist nicht so ganz korrekt, richtig sollte es Quäljeis lauten, denn gemeint ist der hochdeutsche „Quälgeist.“ Quäljejss ergibt in der Übersetzung den unsinnigen Begriff „Quälziege“ und beruht vermutlich auf der Sprechfaulheit des Worterfinders: Jejss (Geiß) ist leichter aussprechbar als Jeis und wird vielerorts auf alle möglichen Geister-Kombinationen angewandt. Da werden unter anderem der Weingeist zum Wengjejss, der traditionelle Blankenheimer Geisterzug zum Jejssterzoch, der Heilige Geist sogar zum Hellije Jejss und der Quälgeist eben zum Quäljejss. Als Quälgeist bezeichnen wir in erster Linie ein unruhiges oder weinendes Kind. Wenn beispielsweise das Baby in seinem Bettchen mitten in der Nacht zum dritten Mal nach seinem Fläschchen schrie, knurrte der geplagte Vati ungehalten Os dä klejne Quäljejss dann üwwerhoop net satt ze krejje! In den 1950er Jahren war das Schlittschuhlaufen auf den schneeglatten Dorfstraßen, die damals noch nicht gestreut wurden, für uns Halbwüchsige  d e r  Wintersport. Wochenlang hatte ich meinen Eltern in den Ohren gelegen, bis eines Abends Vater mit einem Paket ankam: Dä, du Quäljejss, domot de dech endlich en de Rouh jiss (…damit du endlich Ruhe gibst). Ein Paar nagelneue Schlittschuhe, und sogar von einem bekannten Markenhersteller, - ich war überglücklich.

Quante
Das Wort hat absolut nichts mit der Quantentheorie der gelehrten Physiker zu tun, es bezieht sich vielmehr auf die menschlichen Extremitäten, vornehmlich auf die Füße. Die nämlich wurden allgemein Quante genannt, gelegentlich auch Schochele, wenn es sich um ungewöhnlich große Gehwerkzeuge handelte. Da gab es unter anderem die Redewendung Dä hät Quante wie Konnersärch, mot denne Schochele könnt dä jlatt üwwer et Wasser loufe (Der hat Füße wie Kindersärge, damit könnte er glatt übers Wasser laufen). Trat man im Gedränge versehentlich dem Nachbarn auf den Fuß, hieß es entrüstet: Dohn deng Quante van menge Ziëne (Nimm deine Füße von meinen Zehen). Im Dorf lebte früher ein Mann, der tatsächlich Riesenfüße besaß und über den die Leute witzelten, dass er an der Haustür drejmool zeröcksetze (dreimal zurücksetzen, also rangieren) müsse, um ins Haus zu gelangen. Ein besonders abfälliges und fieses (hässliches) Wort für die Füße war Schwejßquante (Schweißfüße). In seltenen Fällen wurden auch die Hände als Quante bezeichnet, beim Berührungsverbot etwa: Loß deng Quante dovan (Lass deine Finger davon). Quante war schließlich auch ein abwertendes Wort des „Überlegenen“ dem Schwächeren gegenüber. Beim Rodeln auf unseren Dorfstraßen nach dem Krieg bestimmte beispielsweise Jüldens Häns (Hans Gölden) namens der Älteren bei Anbruch der Dunkelheit und Jüngeren gegenüber: On ihr Quante maad öch jetz schleunichs hejm. Rodeln im spärlichen Schein der Straßenlampen war Privileg der „Großen.“

Quass 
Im Wörterbuch steht „Quast,“ unsere holländischen Nachbarn schreiben „Kwast,“ gemeint ist in jedem Fall ein breiter Pinsel zum Anstreichen großer Flächen. Die Wortverwandtschaft mit „Quaste“ ist unverkennbar. Als es die heute übliche Malerrolle noch nicht gab, war der Wießquass (wörtlich = Weißquast) für den Aanstricher (Anstreicher, Maler) ein unverzichtbares Werkzeug, wenn beispielsweise zur Kirmes Stube und Küche jewieß (geweißt) wurden. Für den Wand- und Deckenanstrich brauchte man Kalkfarbe, die durch Zugabe einer bestimmten Menge Magermilch haltbarer gegen Abrieb gemacht wurde. Dieses Rezept wendete unter anderem mein Patenonkel Stoffel (Christoph) aus Esch (bei Jünkerath) an, der Anstreicher war. Die Arbeit mit dem breiten Wießquass war anstrengend und es bedurfte schon einer guten Portion Geschicklichkeit, um eine große Fläche streifenfrei zu „bepinseln.“ Besonders das Über-Kopf-Streichen mit dem Quass strapazierte die Armmuskeln, und wenn dann auch noch die Konsistenz der Kalekbrööt (Kalkbrühe = Anstrichfarbe) nicht stimmte, war zum Schluss der Fußboden mehr jekälek (gekälkt) als die Decke. Seltsamerweise habe ich selber diese Probleme mit der Malerrolle, - der Wießquass ist mir lieber.

quassele
Den Ausdruck „quasseln“ in der Bedeutung von „viel dummes Zeug reden“ kennt auch unsere Standardsprache. Der „Neue Herder“ aus dem Jahr 1952 (ein Werk, in dem ich heute noch gerne blättere, auch wenn es eigentlich ‘überholt’ ist), erwähnt in diesem Zusammenhang das Telefon als die Quasselstrippe und macht daraus den volkstümlichen „Viel- oder Dummschwätzer.“ Quassele ist unser Dialektwort für „Unsinn reden, brabbeln, babbeln,“ unsere Nachbarn in Holland sagen „bazelen“ (gesprochen: baselen). Quassele beschreibt in der Regel auch langwieriges und ergebnisloses Reden, mancher Politiker beispielsweise quasselt sech de Muul fusselich (redet sich den Mund fransig) ohne seine Zuhörer überzeugen zu können. Eine ständige Quasselerej kann die Nerven der Zuhörer gewaltig strapazieren und mancheiner macht seinem Ärger Luft: Jeff dech doch endlich en de Rouh, ech kann dat Jequassels net mieh hüere (Gib doch endlich Ruhe, ich kann dein Gerede nicht mehr hören). Der ständige Dummschwätzer ist bei uns ein Quasselskopp, treffender eigentlich noch Muulräppeler (Maulaufreißer) genannt. Der Eifeler liebt es, eine negative Eigenschaft mit einem Personennamen auszustatten, und dabei greifen wir sehr häufig auf den lieben „Peter“ zurück als da wären: Quasselspitter (Dummschwätzer), Luchpitter (Lügenmaul), Broschpitter (Stümper), Maggelspitter (Schwarzhändler) oder Suffpitter  (Säufer).

Quatsch 
Ein in tausend Redewendungen verwendeter Begriff, dessen vielfältige Anwendung uns gar nicht mehr bewusst wird. Kaum ein Wort wird so häufig gebraucht wie der Quatsch, alles was uns in irgendeiner Form unsinnig oder nutzlos erscheint, bezeichnen wir kurzerhand als Quatsch. Der Engländer nennt es treffend „Nonsense“ oder deftiger „Bullshit,“ und der Holländer sagt schlicht „Onzin.“ Synonyme Wörter sind bei uns „Kokolores, Mumpitz oder Tinnef.“ Im Zusammenhang mit „reden“ ist besonders auch der Quatschverzäll gebräuchlich, und eine redefreudige Frau ist eine Quatschmöhn, ihr männliches Gegenstück ist der Quatschkopp. Wer ein Geheimnis nicht bewahren kann, ist eine Quatschmuul oder Quatschschnöss (Plappermaul). Jetz äwwer ens ohne Quatsch… bedeutet soviel wie „Jetzt aber mal ganz ehrlich“ und weist darauf hin, dass der Sprecher es ansonsten mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Quatsch jemääch  ist die vornehmere Umschreibung von „Scheiße gebaut,“ mit och Quatsch berichtigt man sich selber, wenn man Unsinn geredet hat, loß dä Quatsch (Laß den Unsinn) ist die Aufforderung, „vernünftig“ zu sein, und für ein unbedachtes, aber falsch verstandenes Wort entschuldigt man sich: Wor doch nur Quatsch. Eine Behauptung oder Sache ohne jede Belegbarkeit bezeichnen wir als Quatsch mit Soße, wobei allerdings die Herkunft dieser Redewendung angeblich nicht bekannt ist.

Quegge 
Der Ausdruck ist unverkennbar vom hochdeutschen Wort „Quecke“ abgeleitet, und das ist die Bezeichnung für ein grasartiges Unkraut mit wuchernden Wurzeln, das dem Bauern gleichermaßen zum Ärger gereicht wie dem Hobby- und Kleingärtner. Da nun Unkraut meistens nur dann Schaden anrichtet, wenn es in Massen auftritt, wird es auch in der Regel nur im Plural bezeichnet wie beispielsweise Quegge, von einer einzelnen Quegg ist kaum jemals die Rede. Die zähen braun-weißen Fadenwurzeln der Quegge wuchern meterweit und lassen ein Gartenbeet rasch „vergrasen,“ wenn sie nicht kontinuierlich und vollständig beseitigt werden. Aus wenigen Zentimetern Queggewuëzel (Wurzel) bildet sich rasch wieder eine neue Pflanze. Was wir als „Wurzeln“ bezeichnen, sind bei den Queggen in Wirklichkeit Pflanzensprossen, so genannte „Rhizome“ (das hat mir Wikipedia verraten). Aus den eigentlichen Wurzeln wachsen die Grasbüschel, die im Gegensatz zu den Sprossen schwer zu entfernen sind. Bei der Feldbestellung im Frühjahr sammeln sich die oft armlangen Unkrautwurzeln zwischen den eisernen Eggenzähnen zu ganzen Klumpen. Ohm Mattes schichtete die Quegge am Koppenn (Kopfende) des Feldes zusammen, wo sie von der Sonne gedörrt und später verbrannt wurden.

Quellmänn
Das Wort ist im gesamten Rheinland bekannt und bezeichnet schlicht die Pellkartoffel. Duftend und dampfend direkt aus dem Kauchpott (Kochtopf) heiß auf den Tisch, waren und sind Quellmänn eine gesunde, wohlschmeckende und billige Köstlichkeit mit zahllosen Arten der Zubereitung. Zu meiner Kinderzeit waren sie  d i e  Mahlzeit des kleinen Mannes: Jrompereschloot (Kartoffelsalat) etwa, Herring (Hering) mot Quellmänn, gebratene Quellmännscheiben oder einfach aufgebrochene heiße Quellmänn mit etwas Butter dran, - auch heute ein Genuss. Wenn die Schale fehlerfrei und gut gereinigt ist, kann man sie sogar mit verzehren, das schmeckt besonders gut. Regional werden auch Quellmänn zu Blut- oder Leberwurst serviert. Besonders köstlich sind Quellmänn aus einem Boden, der Jahrzehnte lang keinen Kunstdünger „gesehen“ hat, wie beispielsweise unser Garten aan Muuße in der Woltersgasse. Eine einzelne Pellkartoffel nennen wir seltsamerweise Quallmann, und daraus resultiert der Spitzname für einen dicken Menschen: Betraach dir blos en dä Quallmann. Selbstredend gibt es auch eine Reihe von Witzen über die Quellmänn, zum Beispiel die Scherzfrage: Was macht die Hausfrau, wenn ihr Mann beim Kartoffelnholen die Kellertreppe hinab stürzt und sich das Genick bricht. Antwort: Nudeln.

Questiuëne
Es gibt verschiedene Schreibweisen, unter anderem Quästiuëne, Quessiuëne, Quissiuëne. Das Wort bedeutet soviel wie „Schwierigkeiten, Streitigkeiten, Unannehmlichkeiten,“ gelegentlich auch „Wortwechsel“ oder „Fragen.“ Questiuëne maache bedeutet demnach „Schwierigkeiten bereiten, jemanden in Bedrängnis bringen,“ manchmal auch mit questioniere umschrieben. Baltes und Nieres standen wegen einer Prügelei vor Gericht und wurden vom Richter nach dem Grund für ihren Streit gefragt, worauf Baltes schrie: Dä Nieres hät os Billa questioniert. Am Stammtisch berichtete Karl ausführlich von seinem Urlaub, wurde unterdessen immer wieder durch seinen Nachbarn mit Fragen und Einwänden unterbrochen und meinte schließlich aufgebracht: Kanns du nix anneschter wie andauernd Questiuëne maache (übertragen: Musst du mich dauernd unterbrechen). Die großjährig gewordene Haustochter durfte zum ersten Mal ohne Begleitung zum Kirmesball gehen und wurde von der besorgten Mutter ermahnt: Nu scheck dech blos on kick mir net ze vill noo denne Männ, - net dat mir späder Questiuëne komme (Nun sei artig und schau nicht zu viel nach den Burschen, - nicht dass mir später Klagen kommen).

Quetsch 
Der richtige Name ist „Zwetschge,“ er wird in der Alltagssprache häufig wegen der leichteren Sprechweise zu „Zwetsche“ umgeformt und bei uns zur Quetsch „degradiert.“  Der Oberbegriff aller Quetschen und Zwetschgen ist unterdessen Promm (weiches o) und bedeutet schlicht und einfach „Pflaume.“ Die Quetsch ist die Eifeler Pflaume schlechthin, eine Spätpflaume, die Ende September reift, ziemlich saftiges gelbliches Fleisch besitzt, köstlich schmeckt und, neben dem Menschen, auch Insekten und besonders Wespen anlockt. Bei uns ist vorwiegend die Haus- oder Bauernzwetschge daheim, die auch im kargen Eifelboden gut gedeiht und recht ergiebig ist. Im Herbst 2011 beispielsweise gab es bei uns eine wahre Quetschenschwemme, gut drei Eimer voll habe ich in die Kompostgrube geben müssen, weil kein Mensch noch Quetschen haben mochte. In 2012 dagegen habe ich nicht mal eine Handvoll ernten können. Die Eifeler Buurequetsch (Bauernzwetschge) ist höchsten fünf Zentimeter groß, eiförmig und am Baum wunderschön „bereift.“ Beißt man eins der beiden kegelförmigen Enden ab, dann lässt sich in der Regel bei der reifen Frucht der flache Kern durch leichten Druck heraus „flitschen,“  möglicherweise stammt hiervon die Bezeichnung Quetsch? Das Gegenteil ist bei Fröhquetsche (Frühsorte) der Fall, deren Kern fest am Fleisch haftet. Diese Sorte nennt der Eifeler Dreßpromme, weil der Verzehr zu heftigem Durchfall führen kann.

Quetschböggel (weiches ö) Bild
Das allbekannte scherzhafte Mundartwort für die Ziehharmonika jeglicher Art, regional auch Quetscheböggel, Quetschkommod oder ganz einfach Quetsch genannt. Die Kölner Version „Quetschebüggel“ ist, obwohl artverwandt, für die Eifel geradezu unmöglich. Zu unserer Kinderzeit gab es noch den, inzwischen überholten Ausdruck Monnika als Wortteil von „Harmonika.“ Der Quetschböggel war und ist auch heute noch ein beliebtes Hausmusikinstrument, meine eigene, fast 50 Jahre alte „Verdi III“ gammelt allerdings seit Jahrzehnten auf dem Dachboden vor sich hin. Bis vor wenigen Jahren erfreuten wir uns im Ortsteil Kippelberg des Öfteren an lauen Sommerabenden kostenloser Gartenlaubenmusik: Der Nachbar spielte auf seinem Quetschböggel bekannte Melodien und die Gattin sang dazu den Text, - musikalischer Genuss zum Feierabend. In den Nachkriegsjahren gab es bei uns eine „Tanzkapelle“: Schröder-Jupp (Trompete), Schlemmer-Fritz (Schlagzeug), Schlemmesch Köbes (Quetschböggel) und mein Vater Vossen-Hein (Geige). Die Vier produzierten gewiss keine überwältigende Musik, aber der Rhythmus stimmte und die Leute konnten tanzen. Minge Quetschebüggel klemmt ist der Titel eines von Lotti Krekel gesungenen Kölner Mundartlieds, und Quetschbeutel lautet die hochdeutsche Version unseres Quetschböggels.

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